Shiatsu - ein HerzensWeg
“Das Geheimnis des Lebens liegt in der Suche nach Schönheit.” Oscar Wilde
Das sind mal Worte... die mich unter Anderem zu diesem Blogbeitrag inspirieren und hier mitschwingen... und wie ich merke, mich so oft begleiten.
Belebt und verzaubert vom ESC - European Shiatsu Congress 2017 sitze ich nun da... mit tausenden neuen Eindrücken, Erfahrungen und Inputs in Praxis, Theorie, Begegnungen und den Spuren derer an sich.
Ich war im Kongressteam, durfte also hier und da mit vielen lieben KollegInnen meine helfenden Hände anbieten. Mein Glück dabei war, dass ich immer Raumaufsicht hatte, sodass ich immer bei den Lectures dabei war, mir so anhören konnte.
Da ich meine Erfahrungen oft reflektiere, manchmal bewusst, oft auch unbewusst, nehme ich nun die Chance wahr, meine geballten Infos auf allen Ebenen in einen Blogeintrag zu stopfen - so freue ich mich, wenn sich auch Andere Shiatsuinteressierten evtl. etwas davon mitnehmen können!
Ich frage mich schon lange: Was ist Shiatsu - für mich?
Angefangen hat es mit einer unklaren Intention, einem Gefühl, dass ich diesen Weg gehen muss, dass dort etwas auf mich wartet, das zu mir gehört... Ich vertraute diesem Gefühl. Fasziniert davon, in einem Menschen, das Wesen zu erkennen, zu suchen, zu sehen, die Erscheinung hinter vielen Fassaden, Mustern und Konzepten ging ich los - Seitdem wird diese Frage immer wieder, immer anders präsent. Je mehr ich zu mir und meinem wahren Wesenskern komme, umso stärker und klarer wird die Antwort darauf.
Sehr großen Impact darauf hatte nun auch der Kongress, da sich dort nicht nur hunderte Shiatsu PraktikerInnen und Größen aller Welt, Spezialisten und Innen, Kollegen und Innen, Lehrer und Innen, Schüler und Innen trafen und so wunderbare Synergien geschaffen wurden: egal ob in einer bewegten SelbstBegegnungs- und schattenintegrierenden Session mit Bill Palmer, einem achtsamen und liebevollen Lauschen mit Nick Pole, einer erfrischend locker lust-igen und authentisch japanischen Session mit Ryokyu Endo oder einem verwurzelnd berührenden Workshop mit Wilfried Rappenecker, sowie einer sympathisch tiefen Erfahrung mit Peter Itin... und vieler weiterer Workshops, derer ich leider nicht Teil wurde. ÜBERALL fand Begegnung statt. Die ganze Veranstaltung WAR eine Begegnung.
Und darum geht's doch im Leben! Ich bin du und du bist ich. Wir sind untrennbar voneinander - wenn ich dich verletze, verletze ich mich. Wir haben alle individuelle Züge, Ausdrucksweisen; wie soll es denn auch anders sein? Jede/r hat seine persönlichen Lebens-Schuhe an, mit der man und frau durch dieses gehen - NIE können wir wissen, oder gar nachempfinden, was das für sie heißt. Aber unter all den Schichten, Fassaden, Strategien und Mustern haben wir den gleichen Kern - so wundervoll, berührend und tief. Die Essenz des Wunders Leben.

Für mich ist es nicht nur spannend diesen Kern zu finden, fühlen, zeigen, sondern auch die Verschiedenheiten im Ausdruck jeder einzelnen Person wert-zu-schätzen, sowie diesem Raum zu geben. Unbewertet zu lassen, schließlich gibt es kein richtig oder falsch; es geht um den reinen Zustand, der sich jederzeit verändern kann, wenn er RAUM bekommt.
Unter permanenten Bewertungen und Zurechtweisungen entsteht kein Wachstum - sie beschneiden das Individuum und meistens führt das zu einer Verstärkung der Muster. Raum ist Heilung.
Diesen mit einer Herzensqualität zu geben, FÜR die KlientInnen, ihre Bedürfnisse liebevoll erkennen und ihnen das Gefühl zu geben, dass sie sicher sind und gut sind, so wie sie sind, dass alles sein darf, wie es ist und alles noch so "unwichtig" geglaubte einen Wert hat - nämlich letztendlich für sie. Es geht um Wertschätzung- und Gebung, allem gegenüber, das dieses Wesen ausmacht und die wohlwollende Anerkennung und Akzeptanz dessen, Begleitung in ein neues Bild oder die Aufgabe dessen und das schlichte Vertrauen, dass alles gut ist, wird, wie es ist - und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht zu Ende, hab ich mir sagen lassen :)
Eine gute, stabile und spaßige Atmosphäre, wo wahr-haftige Begegnung zwischen zwei Menschen, Seelen stattfinden kann, in Leichtigkeit, Frieden und einer guten Portion Gaude, damit der Körper mit Spaß lernen kann (Schmerz mag er nicht) und einfach lässige, menschliche, herzhafte Stimmung zwischen uns herrschen kann, ist doch einfach wundervoll! Mit einem Lächeln bleibt alles mehr in Fluss - die Scheiß-drauf-Mentalität bleibt erhalten, muss ja nicht alles so ernst sein ;) selbst wenn etwas momentan schwierig erscheint. Die Base für eine feine, fließende und angenehme Zusammenarbeit. Juhu, krieg gleich wieder Guster auf Shiatsu!!! :)
Für mich ist also Shiatsu nicht nur Technik, Wissen, Meridiane, Tsubos, Elemente und sonstige Konzepte - wobei diese eine wichtige Funktion einnehmen - aber darüber hinaus ein raumgebender Prozess, der die Personen in die Bewusst-Werdung ihrer Selbst, sowie ihrem aktuellen Zustand begleitet. Verdrängtes, Verschobenes und Veraltetes darf an die Oberfläche treten, bekommt den nötigen Raum sich zu zeigen und zu entfalten, EGAL, WAS es ist und wie es sich ausdrückt. Viele Muster verlangen nur An-Erkennung, das Sein-dürfen anstatt ewig in der seelischen Dunkelheit herumzugrundeln und dabei verschiedene Symptome, Krankheiten zu verursachen.
Schon CG Jung, S. Freud und so auch Rüdiger Dahlke zeig(t)en seit Jahren, welche Energie, Potential und Kraft sich hinter Schatten verbergen - einmal integriert bekommen sie RAUM zu sein... was auch immer man danach damit machen möchte, wobei sie bewusst gelebt eine echte BeReicherung darstellen... woooow und wie ;)
Shiatsu ist für mich nicht nur "bloße" Körperarbeit, sondern oftmaliger Initiator oder guter Freund bei persönlichen VeränderungsProzessen, egal ob schon eingeschlagen oder beginnend. Prozessen, sich selbst zu erkennen, das zuzulassen, was da ist, dieses wertfrei anzuerkennen und sich anschließend damit auseinanderzusetzen, einen Umgang damit finden oder es einfach sich von selbst erledigen zu lassen, los/gehenlassen.
Ich sehe mich und KollegInnen als wohlwollende Unterstützer, die dabei zeigen: hey, du bist gut so, wie du bist und alles darf sein, wie es ist! Und nebenbei wird gute Energiebalance im Körper geschaffen :)
Den KlientInnen zu zeigen, dass ER oder SIE selbst die Lösung auf ihr Problem am Besten wissen, sie müssen die EigenVerantwortung statt abgeben übernehmen, dem vertrauen, dass sie selbst ihr eigener Heiler sind, den MUT zu haben dieses auszudrücken und zu zeigen - sich und anderen... wir oder andere "Therapeuten" sind keine Heiler, wir erinnern sie nur an ihren eigenen innewohnenden und halten Handal bei allem, was aufkommt bzw. suchen dann gemeinsam nach neuen Wegen, Umgangsformen oder verweisen sie an SpezialistInnen auf jeweiligem Gebiet (auch das darf sein: An-Erkennen der eigenen Grenzen und so der Profession unserer KollegInnen). Unterstützung auf allen Ebenen - physisch lässt sich ebenso vieles optimieren, wie auf der seelisch-geistigen Ebene. All-Eins. Wow.
Nachhaltigkeit ist mir extrem wichtig, deswegen stehe ich eher hinter der Erledigung von Themen, da das zum langfristigen Gesund-sein und werden beiträgt, das im Tempo des Klienten, die Geschwindigkeit gibt er oder sie vor, sie sind der Boss in ihrem ganz individuellen Prozess.
Shiatsu kann natürlich auch eine nette Alltagsentspannung bedeuten, um diesen besser zu meistern - je nach KörperGeistSeelenZustand geschieht oftmals so keine bleibende Transformation. Aber manchmal braucht es die auch garnicht oder ist nicht die richtige Zeit dafür, ich vielleicht auch nicht die für dieses Thema entsprechend passende Praktikerin oder was auch immer. Ich habe gemerkt, dass ich am liebsten mit Menschen arbeite, die wirkliche Veränderung anstreben und bereit sind dafür Challenges einzugehen. Egal, wie diese aussehen. Menschen, die mehr wollen, von sich, vom Leben, vom Sein, bereit sind zu Tun. Menschen, die mutig und offen, aber auch umsetzungsfreudig sind. Aber das ist eine persönliche Präferenz, meine Stärke und Ansatz, kein Ausschluss.
Professionalität ist ein für mich ebenso wichtiger Faktor als ständiger Wegbegleiter eines Shiatsu-Praktikers & In. Auch auf dem Kongress gab es sooo viele "Aha-Momente" und mir wurde immer mehr klar, dass es eigentlich keine Limits nach oben hin gibt - angefangen von Techniken, bishin zu Sichtweisen, ethischen und philosophischen Ansichten sowie in der Kommunikation und im Umgang mit den KlientInnen ist so viel möglich. Und meiner Meinung nach braucht es nicht nur die Motivation, sondern auch die Disziplin seitens der PraktikerInnen, diesen Geist des Anfängers, die Neu-Gier und die Begeisterung dabei zu erhalten, immer wieder zu beleben und zu verbreiten, womit ich auch schon beim nächsten Punkt ankäme:
Be-Geist-Erung, Enthusiasmus. Das Wort "Enthusiasmus" stammt von dem Wort éntheos, das wörtlich übersetzt "der von Gott erfüllte" bedeutet. Und Mut, Courage, dem zu begegnen, was ist.
Viele vom Shiatsu-Geist, dem Shen oder Feuer (wie wir gerne im Shiatsu sagen), erfüllte Augenpaare sind mir auch auf diesem Kongress begegnet und ich dachte mir nur: WOW, wenn wir alle mit diesem Spirit, diesem Göttlichen in uns in Kontakt treten, immerwieder, und dies auch leben, dann kann sich jeder Klient und In gut aufgehoben fühlen - und zwar so, wie sie gerade sind, auf ihrem Weg sich selbst zu begegnen und ein Stück ganzer zu werden, ihrem Potential und ihrer innewohnenden Kraft RAUM zu geben!

Und schließlich geht's um Berührung - und das möglichst auf Herz-Ebene. Das Wesen hinter all den Fassaden, Verhaltensweisen und Ecken, Kanten sowie Besonderheiten zu erkennen - und ihn, sie dafür wert-zu-schätzen. Zwei Wesen, die auf unbestimmte Zeit gemeinsam einen Teil ihres Weges gehen dürfen... Und so wären wir wieder bei der Essenz: zusammen sind wir stark!
Ich bin so dankbar, für diese Erfahrungen und jeder einzelnen Begegnung, auch der mit mir selbst, derer ich Teil sein durfte.
Abschließend:
Lokah samastah sukhino bhavantu - mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren.
So, wie du bist, bist du in Ordnung - mit deinem Licht und deinen Schatten! Und ich auch. :)